Insolvenzverschleppung – und die Beihilfe hierzu

Die Vorschrift des § 15a Abs. 4, Abs. 1 Satz 1 InsO enthält ein echtes Sonderdelikt. Täter, Mittäter oder mittelbarer Täter kann daher nur die Person sein, die die Sondereigenschaft als Mitglied eines Vertretungsorgans einer juristischen Person oder als deren Abwickler besitzt[1].

Insolvenzverschleppung – und die Beihilfe hierzu

Bei dieser Pflichtenstellung handelt es sich um ein besonderes persönliches Merkmal gemäß § 28 Abs. 1 StGB[2].

Auch bei der gemäß § 283 Abs. 1 StGB für die täterschaftliche Begehung erforderlichen Pflichtenstellung als Schuldner handelt es sich um ein besonderes persönliches Merkmal im Sinne von § 28 Abs. 1 StGB[3].

Bei einem Gehilfen, der im Zeitpunkt der Gehilfenhandlung nicht selbst die Sondereigenschaft als Mitglied eines Vertretungsorgans einer juristischen Person und die besondere Pflichtenstellung als Schuldner innehatte, ist die Strafe nach § 28 Abs. 1, § 49 Abs. 1 StGB zu mildern, es sei denn, das Tatgericht hätte allein wegen Fehlens der Sondereigenschaft Beihilfe statt Täterschaft angenommen[4].

Bundesgerichtshof, Beschluss vom 21. März 2018 – 1 StR 423/17

  1. BGH, Urteile vom 06.05.1960 – 2 StR 65/60, BGHSt 14, 280, 281 f. zu § 84 Abs. 1 GmbHG aF; und vom 10.05.2000 – 3 StR 101/00, BGHSt 46, 62, 64 zu § 82 Abs. 1 Nr. 1 und 3 GmbHG; Hohmann in Münchener Kommentar, StGB, 2. Aufl., § 15a InsO Rn. 96 f.[]
  2. Reinhart in Graf/Jäger/Wittig, Wirtschafts- und Steuerstrafrecht, 2. Aufl., § 15a InsO Rn. 8; Klöhn in Münchener Kommentar, InsO, 3. Aufl., § 15a Rn. 337; siehe auch BGH aaO, BGHSt 46, 62, 64 zu § 82 Abs. 1 Nr. 1 und 3 GmbHG[]
  3. vgl. BGH, Beschlüsse vom 22.01.2013 – 1 StR 234/12, BGHSt 58, 115, 117 f. Rn. 9; und vom 08.09.1994 – 1 StR 169/94 Rn. 11; Radtke/Petermann in Münchener Kommentar, StGB, 2. Aufl., § 283 Rn. 80; Reinhart in Graf/Jäger/Wittig, Wirtschafts- und Steuerstrafrecht, 2. Aufl., § 283 StGB Rn. 75; Fischer, StGB, 65. Aufl., § 283 Rn. 38; a.A. Heger in Lackner/Kühl, StGB, 28. Aufl., § 283 Rn. 25 mwN[]
  4. st. Rspr.; vgl. BGH, Beschlüsse vom 08.01.1975 – 2 StR 567/74, BGHSt 26, 53, 54 f.; vom 22.04.1988 – 2 StR 111/88, BGHR StGB § 28 Abs. 1 Merkmal 2; vom 01.03.2005 – 2 StR 507/04, NStZ-RR 2006, 109; vom 26.11.2008 – 5 StR 440/08, NStZ-RR 2009, 102; und vom 27.01.2015 – 4 StR 476/14, wistra 2015, 146[]