§ 64 Satz 1 GmbHG ist kein Schutzgesetz im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB zu Gunsten der Gesellschaft, sondern begründet eine eigenständige Anspruchsgrundlage der Gesellschaft bzw. einen „Ersatzanspruch eigener Art“ [1].

Dass der Geschäftsführer durch das Zahlungsverbot daran gehindert wird, das Unternehmen nach Insolvenzreife fortzuführen, ist ein Reflex von § 64 GmbHG.
Der Normzweck verbietet es ihm, das Unternehmen auf Kosten und Gefahr der Gläubigergesamtheit mit dem Risiko weiterer Masseminderungen fortzuführen.
Allenfalls soweit ausnahmsweise eine konkrete Chance auf Sanierung und Fortführung im Insolvenzverfahren zunichte gemacht werden würde, können Zahlungen zur Vermeidung noch größerer Nachteile mit der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns vereinbar sein und damit das Verschulden entfallen lassen [2].
Der bestellte Geschäftsführer einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung muss für eine Organisation sorgen, die ihm die zur Wahrnehmung seiner Pflichten erforderliche Übersicht über die wirtschaftliche und finanzielle Situation der Gesellschaft jederzeit ermöglicht [3]. Will er sich haftungsbefreiend von der Gesellschaft trennen, muss er sein Amt niederlegen.
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 21. Mai 2019 – II ZR 337/17
- vgl. BGH, Urteil vom 15.03.2011 – II ZR 204/09, ZIP 2011, 1007 Rn.20 f. mwN zu § 64 Abs. 2 GmbHG aF[↩]
- BGH, Urteil vom 23.06.2015 – II ZR 366/13, BGHZ 206, 52 Rn. 24; Urteil vom 04.07.2017 – II ZR 319/15, ZIP 2017, 1619 Rn. 21[↩]
- BGH, Urteil vom 06.11.2018 – II ZR 11/17, ZIP 2019, 261 Rn. 14 f. z.V. in BGHZ vorgesehen mwN[↩]